Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Erleben der invasiven Kardiologie aus Patientensicht

V. Köllner1
1Fachklinik für Psychosomatische Medizin, Bliestal-Klinik, Blieskastel, BusinessLogic.Land;
Herzkatheteruntersuchungen und kardiologische Interventionen werden von der Mehrzahl der Patienten psychisch gut verarbeitet. Etwa 25% leiden vor der Untersuchung jedoch unter mittleren bis ausgeprägten Ängsten. Angst und psychischer Disstress steigen mit der Länge der Wartezeit vor der Untersuchung/Intervention. Frauen und jüngere Patienten sind stärker durch Ängste beeinträchtigt. Während der Untersuchung erreicht die Stressbelastung ihren Höhepunkt und fällt danach in der Regel schnell ab. Es ist empirisch gut belegt, daß eine ausführliche Information vor dem Eingriff präventiv gegen Ängste und das Gefühl von Kontrollverlust wirkt. Hier hat sich eine Kombination aus Gespräch, schriftlicher Information und Videobändern, die anhand eines Beispielpatienten (Modellernen) den Ablauf der Untersuchung verdeutlichen, als besonders hilfreich erwiesen. Im Video sollten auch die bei der Untersuchung auftretenden Sinneseindrücke vermittelt werden. Während des Eingriffs ist ein aktives kommunikatives und ermutigendes Verhalten von Seiten des Assistenzpersonals günstig. Der Patient sollte ermutigt werden, über seine Eindrücke und ggf. Ängste zu berichten. Nach dem Eingriff haben die Patienten ein großes Informationsbedürfnis. Präzise Anweisungen zur künftigen Lebensgestaltung (Risikofaktormodifikation) finden in dieser Phase eine hohe Compliance. Auch wenn objektiv keine Gefahr mehr besteht, können Patienten nach einer Intervention noch das Gefühl einer besonderen Gefährdung haben und sollten nicht den Eindruck haben, alleine gelassen zu sein. Hier hat das Verhalten des Assistenzpersonals eine besondere Bedeutung bei der Prävention von Belastungsreaktionen oder –störungen.Psychotherapeutische Interventionen sind nur bei einer kleinen Gruppe von Patienten sinnvoll. Diese können sowohl durch Screening-Fragebögen (z. B. HADS) als auch durch eine kurze Befragung oder Verhaltensbeobachtung (z. B. hohe ängstliche Anspannung/Starre) identifiziert werden.

http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/H286.htm