Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Operation oder Intervention: Carotisstenose - Pro Intervention:
J. Schofer1
1Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg, Hamburg, BusinessLogic.Land;

Der Diabetes erhöht sowohl das relative Schlaganfallsrisiko als auch die schlaganfallassoziierte Sterblichkeit. Auch die Prävalenz der koronaren Herzkrankheit und das Risiko von Herzinfarkt und kardiovaskulärem Tod sind bei Diabetikern gegenüber Nichtdiabetikern erhöht. Der ischämische Schlaganfall ist bei Diabetikern häufiger auf eine Atherosklerose der Hals- und intrazerebralen Gefäße zurückzuführen.

Mit dem Ziel der Prävention des ischämischen Schlaganfalls hat sich die Karotisstentangio­plastie zu einer Alternative zur Thrombendarteriektomie entwickelt. Über den Stellenwert des Stentings bei Diabetikern ist wenig bekannt. Aus diesem Grunde führten wir eine retrospektive Analyse eines in den Jahren 1999-2002 erhobenen italienisch-deutschen Registers zur emboliegeschützten Karotisstentangioplastie durch. Erfasst wurden die Daten von 696 Patienten (74% Männer, mittleres Alter 70 Jahre) mit 754 Eingriffen an symptomatischen Stenosen 60% bzw. asymptomatischen Stenosen 80%. Die Untergruppe von 160 Diabetikern (23%) in diesem Register unterschied sich in relevanten klinischen Parametern nicht von den Nichtdiabetikern. Die periprozeduralen Komplikationsraten (Schlaganfall/Tod innerhalb von 30 Tagen) von 5,8% bei den Diabetikern und 3,0% bei den Nichtdiabetikern waren im statistischen Sinne nicht unterschiedlich. Ebenso fanden sich keine statistisch signifikanten Differenzen in den periprozeduralen Komplikationsraten, wenn innerhalb der beiden Untergruppen asymptomatische mit symptomatischen Patienten verglichen wurden. Dagegen war bei über 75-jährigen Patienten die periprozedurale Komplikationsrate der Diabetiker signifikant höher als die der Nichtdiabetiker (11,5% vs. 3,5%, p = 0,034). Bei jüngeren Patienten konnte ein entsprechender Befund nicht erhoben werden.

Somit bietet sich die Karotisstentangioplastie auch bei Diabetikern unter 75 Jahren als sicheres Behandlungsverfahren an. Für ältere Diabetiker müssen Nutzen und Risiko im individuellen Fall abgewogen werden.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/H40.htm