Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Fett oder Kohlenhydrate: neue ernährungsphysiologische Aspekte zur Adipositastherapie

B. Rauch1
1Institut für Herzinfarktforschung, Klinikum der Stadt Ludwigshafen, Ludwigshafen, BusinessLogic.Land;
 Diäten mit niedrigem Kohlenhydratanteil (KH-Red) sind seit 1860 bekannt und erfreuen sich großer Popularität in der Bevölkerung. Vor allem die Hoffnung ohne Hungergefühle abzunehmen ist naturgemäß attraktiv und verhalf der „Dr. Atkins` New Diet Revolution“ zu großem Erfolg. Hoher Proteingehalt und erhöhte Konzentrationen zirkulierender Ketonkörper mögen bei KH-Red zu einer schnellen Sättigung beitragen und so die Gewichtsabnahme unterstützen.  Inzwischen liegen systematische klinische Studien vor, die die Wirksamkeit verschiedener Diät-Formen zur Behandlung der Adipositas objektivieren. KH-Red Diäten führten in den ersten 3-6 Monaten zu einer deutlicheren Gewichtabnahme als niedrig-kalorische, Fett-reduzierte Diäten (F-Red). Im Langzeitverlauf über 1 Jahr war dieser Unterschied jedoch nicht mehr nachweisbar. Der Einfluss der Diäten auf die kardiovaskulären Risikofaktoren variiert im Verlauf eines Jahres, mit Vorteilen für KH-Red bei der Senkung der Triglyceride und Anhebung des HDL-Cholesterins und Vorteilen für F-Red bei der Senkung des LDL-Cholesterins. Unter beiden Diäten kam es zu einer Verbesserung der Insulinsensitivität und zu einer leichten Reduktion des C-reaktiven Proteins. Allerdings ist die Reduktion kardiovaskulärer Risikofaktoren primär mit der Gewichtsreduktion selbst assoziiert und weniger Folge einer bestimmten Diätform. Das Ausmaß der nachhaltigen Gewichtsreduktion wiederum hängt entscheidend von der Compliance der Betroffenen ab, und diese war bei KH-Red und F-Red mit „drop-out“–Raten bis zu 50% nach 1 Jahr gleichermaßen schlecht. Umgekehrt rückt bei langfristiger Diät-Anwendung die Frage nach möglichen Risiken in den Vordergrund. Studien zur Wirkung der KH-Red Diäten auf die Langzeitprognose liegen jedoch nicht vor. Nachdem die prognostisch günstige Wirkung der sogenannten Mittelmeerkost gut belegt ist, erscheint die dauerhafte Reduktion von Vollkornprodukten, Gemüse und Früchten zugunsten von beliebig Fett und Eiweiß bei den KH-Red Diäten bedenklich. Für Übergewichtige bleibt somit die Empfehlung einer Kalorien- und Fett-reduzierten Kost, stets in Verbindung mit täglicher körperlicher Aktivität und angepasstem Training.  

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