Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Ersetzt die erfolgreiche Ablation einer monomorphen VT die Implantation eines ICDs?

H. Kottkamp1, G. Hindricks1
1Abt. für Rhythmologie, Herzzentrum der Universität Leipzig, Leipzig, BusinessLogic.Land;

Die Katheterablation einer unaufhörlichen („incessant“) Kammertachykardie (VT) in einer vital bedrohlichen Situation, in der alle verfügbaren Antiarrhythmika und elektrischen Kardioversionen ineffektiv geblieben sind, kann häufig lebensrettend sein. Darüberhinaus ist der Effekt dieser faszinierenden, aber anspruchsvollen Therapieform für andere klinische Situationen wie häufig rezidivierende VTs mit multiplen Schocks durch implantierte Cardioverter/Defibrillatoren (ICD), rezidivierende hämodynamisch instabile VTs mit rezidivierenden Synkopen sowie langsame VTs unterhalb der ICD-Detektionsgrenze bzw. mit Diskriminierungsproblemen mit Sinusrhythmus belegt. Auf der anderen Seite sind in multizentrischen Studien zur VT-Ablation bei Patienten mit zugrundeliegender Herzerkrankung wie ischämischer oder dilatativer Kardiomyopathie bedeutsame Komplikationen in ca. 5 – 10 % der Fälle beschrieben worden.

In großen Studien bei Patienten mit Kammerflimmern und instabiler VT hat sich der ICD gegenüber Amiodaron bezüglich des Studienendpunktes Gesamtmortalität als überlegen erwiesen. ICD-Studien bei Patienten mit monomorphen stabilen VTs liegen dagegen nicht vor, ebenso gibt es zurzeit noch keine prospektiven randomisierten Studienergebnisse mit Vergleich ICD versus Katheterablation bei VT und zugrundeliegender struktureller Herzerkrankung.

Als Endpunkt bei der Katheterablation einer monomorphen VT dient die Terminierung während Hochfrequenzstromapplikation sowie die nachfolgende Nichtinduzierbarkeit bei programmierter elektrischer Stimulation. Multizenterstudien mit Langzeitergebnissen nach Ablation monomorpher stabiler VTs liegen zurzeit nicht vor. Im eigenen Patientengut hatten Patienten mit pleomorphen, instabilen und/oder incessant VT nach der Katheterablation eine signifikant niedrigere Rezidivquote, wenn sie nach der Katheterablation komplett nichtinduzierbar waren im Vergleich zu Patienten, bei denen noch irgendeine nichtklinische VT induziert werden konnte (25 % vs. 50 % nach 18 Mo.). Allerdings  zeigten immerhin 25 % der Patienten, die nach der Ablation komplett nichtinduzierbar waren, im klinischen Verlauf doch erneutes Auftreten von VTs, so dass der klinische Endpunkt Nichtinduzierbarkeit nach Ablation bei diesem Patientenkollektiv keinen kompletten Langzeiterfolg voraussagen konnte.

Zusammenfassend ist somit zurzeit unklar, ob die Katheterablation von VTs bei Subkollektiven den ICD ersetzen kann. Unserer Leipziger Strategie folgend bekommen Patienten mit hochgradig eingeschränkter linksventrikulärer  Funktion (EF < 35 %) trotz scheinbar erfolgreicher Ablation in der Regel einen ICD. Bei Patienten mit EF > 35 % und scheinbar erfolgreicher Ablation einer monomorphen stabilen VT erfolgt eine individuell angepasste Entscheidung.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/H511.htm