Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Differentialdiagnose

H.-J. Volkmann1
1Klinik für Innere Medizin, Erzgebirgsklinikum Annaberg, Annaberg-Buchholz;

Als Synkope wird ein plötzlich einsetzender, reversibler Bewusstseins- und Tonusverlust bezeichnet, der auf einer zerebralen Minderperfusion beruht. Obwohl die Mehrzahl der Synkopen als harmlos einzuschätzen ist, können kurzzeitige Bewusstseinsverluste im Einzelfall aber Vorboten eines plötzlichen Herztodes sein. Zur Differenzialdiagnose der flüchtigen bzw. kurzzeitigen Bewusstseinsverluste gehören neben den Synkopen in engerem Sinne auch synkopen-ähnliche Attacken mit oder ohne Beeinträchtigung bzw. Verlust des Bewusstseins, die häufig als Synkopen fehlgedeutet werden (non-syncopal attacks). Synkopen im eigentlichen Sinne umfassen die verschiedenen neuroreflektorischen Syndrome (neurokardiogene, situationsbedingte, Karotissinus-Synkopen u. a. m.), die orthostatischen Synkopen, kardiale Rhythmusstörungen, kardiale bzw. kardiopulmonale strukturelle Erkrankungen (Herzklappenerkrankungen, akute Myokardischämie, HOCM, Lungenembolie u. a. m.) sowie zerebrovaskuläre Ursachen.

Durch einfache basisdiagnostische Maßnahmen (Anamnese, körperliche Untersuchung einschließlich Orthostasetest und EKG) lässt sich in vielen Fällen eine eindeutige Diagnose oder zumindest eine richtungsweisende Verdachtsdiagnose stellen, die die Grundlage der weiteren diagnostischen Abklärung darstellt. Ergeben sich Hinweise auf eine strukturelle Herzerkrankung ist primär eine weiterführende kardiologische Diagnostik indiziert. Bei Verdacht auf neurokardiogene oder orthostatische Synkopen sind primär entsprechende Untersuchungen (Kipptisch-Test, Karotissinusmassage) zu veranlassen. Bei zunächst unklaren Synkopen ohne Hinweis auf eine Herzerkrankung oder auf neurokardiogene bzw. orthostatische Ursachen ist bei seltenen Ereignissen eine weiterführende Diagnostik nicht angezeigt, wobei schwere Verletzungen bzw. Gefährdung der Umgebung Ausnahmen von dieser Regel bedeuten; bei häufigen Synkopen sollte primär eine Abklärung im Hinblick auf neuroreflektorische Syndrome erfolgen.

Trotz eines hohen diagnostischen Aufwandes – verbunden mit beträchtlichen Kosten – bleibt bei knapp einem Drittel der betroffenen Patienten die Ursache der Synkopen unklar.

 




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