Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Wann braucht ein Patient mit Synkope ungeklärter Ursache einen ICD?

J. Tebbenjohanns1
1Med. Klinik I, Klinikum Hildesheim, Hildesheim, BusinessLogic.Land;

Die Indikationsstellung zur ICD-Therapie bei Patienten mit Synkopen unklarer Ätiologie ist grundsätzlich problematisch, da Synkopen multifaktorieller Genese sein können und die Aussage "ungeklärte Ursache" sehr von der Art und Intensität der Diagnostik abhängig ist. Zunächst müssen anamnestisch bzw. durch geeignete Untersuchungstechniken neurokardiogene und vasovagale Synkopen ausgeschlossen werden. Desweiteren bedarf es der Untersuchung bezüglich eines Carotissinus-Syndroms oder einer einfachen orthostatischen Hypotension. Sofern Bradyarrhythmien ebenfalls ausgeschlossen worden sind, müssen selbstverständlich ventrikuläre Tachyarrhythmien als Ursache der Synkope in Betracht gezogen werden. Bei letzteren beiden Ursachen ist unter anderem eine detaillierte Medikamentenanamnese notwendig (Bradyarrhythmien durch Überdosierung, z.B. mit Digitalis etc.) oder Demaskierung eines Long-QT-Syndroms mit der Folge von Torsades de pointes (z.B. Antiarrhythmika, Antibiotika u.v.m.). Für die schließlich noch verbleibende Patientengruppe bedarf es einer Unterteilung in solche mit struktureller, kardialer Grunderkrankung mit schwer eingeschränkter systolischer LV-Funktion und solchen Patienten mit erhaltener bzw. guter systolischer Pumpfunktion. Patienten der ersteren Gruppe haben per se ein erhöhtes Risiko für das Auftreten ventrikulärer Tachyarrhythmien bzw. den plötzlichen Herztod. Dieses ist in den vergangenen 3 Jahren durch primärprophylaktische ICD-Studien eindrucksvoll untermauert worden. Insofern ist die Indikation zur ICD-Implantation i.d.R. gegeben. Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion und Synkopen ungeklärter Ursache bei bestehender ischämischer Grunderkrankung können durch eine programmierte ventrikuläre Stimulation zusätzlich differenziert werden. Bei Nichtinduzierbarkeit ist von einem geringen Risiko bezüglich ventrikulärer Tachyarrhythmien auszugehen, eine ICD-Indikation besteht nicht. Bei induzierbarer monomorpher ventrikulärer Tachykardie ist zunächst der Versuch einer Ablation sinnvoll. Eine ICD-Implantation ist oft nicht notwendig. Im Falle der nicht-ischämischen dilatativen Kardiomyopathie ist eine prognostische Aussage aufgrund des Ergebnisses der programmierten Ventrikelstimulation nicht möglich. Hier bedarf es einer differenzierten Einzelfallentscheidung.


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