Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Kardioprotektive Effekte einer modifizierten kardioplegen Lösung im Vergleich zu HTK nach Bretschneider
S. Lehmann1, B. Müller2, C. Schröder2, A. Heintz3, U. Rauen4, A. Deussen2
1, Dresden; 2Institut für Physiologie, Med. Fakultät der TU Dresden, Dresden; 3Anästhesiologie u. Intensivmedizin, Universitätsklinikum Dresden, Dresden; 4Institut für Physiologische Chemie, Universitätsklinikum Essen, Essen;

HINTERGRUND: HTK nach Bretschneider ist eine umfassend etablierte kardioplege Lösung, die große klinische Bedeutung erlangt hat. Allerdings ist der Schutz vor Kälteschädigung durch Sauerstoffradikale begrenzt. Auch bietet HTK bei gutem protektivem Effekt nur mäßigen Schutz in Bezug auf die Koronargefäßfunktion. In der vorliegenden Studie untersuchten wir am Modell des isoliert perfundierten Rattenherzens den Einfluss einer modifizierten kardioplegen Lösung (Na+ 16 mM, K+ 10 mM, Mg2+ 8 mM, Ca2+ 0,02 mM, α-Ketoglutarat 3 mM, Aspartat 10 mM, Lactobionat 11 mM, Cl- 0,04 mM, Histidin 66 mM, N-Acetylhistidin 64 mM, Glycin 20 mM, Alanin 10 mM, Tryptophan 2 mM, Arginin 2 mM, Saccharose 83 mM; pH 7,0) auf Myokardfunktion und Herzmarkerfreisetzung. 

METHODEN: Herzen von männlichen Wistar-Ratten wurden mit der neuen kardioplegen Lösung (Gruppe A, Lösung wie oben angegeben, [Ca2+] = 0,02 mM; n=9; Gruppe B, o.g. Lösung Ca2+-frei; n=9) oder HTK (Gruppe C; [Ca2+] = 0,015 mM; n=9) still gestellt und für 4 h bei 4°C in der jeweiligen Lösung gelagert. Die Reperfusion erfolgte im Langendorff-Modus mit Krebs-Henseleit-Puffer, der mit einem O2/CO2-Gasgemisch (95/5) äquilibriert war, für 120 min bei 37°C. Messgrößen während der Reperfusion waren Herzfrequenz, entwickelter linksventrikulärer Druck, Koronarfluss, myokardialer Sauerstoffverbrauch, Ödementwicklung und Freisetzung von Troponin, CK, ASAT und LDH.

ERGEBNISSE: Die ventrikuläre Druckentwicklung war über die gesamte Zeit der Reperfusion (120 min) in Gruppe A signifikant höher als in Gruppe C (p ≤ 0,05).  In Gruppe B war die Druckentwicklung zunächst ähnlich derjenigen in Gruppe C, allerdings war sie nach 120 min Reperfusion besser als in Gruppe C. Die Herzen der Versuchsgruppen A and B zeigten eine tendenziell geringere Freisetzung von Troponin, CK and LDH zu Beginn der Reperfusion. Die Lösungen unterschieden sich nicht in Hinblick auf den myokardialen Sauerstoffverbrauch, die Herzfrequenz und den Koronarfluss. Weiterhin bestanden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Myokardödementstehung zwischen den Gruppen. 

SCHLUSSFOLGERUNGEN: Die neue kardioplege Lösung zeigt ein viel versprechendes Ergebnis hinsichtlich der myokardialen Druckentwicklung in der frühen Reperfusionsphase. Die Zellschädigung erscheint geringer, wenn man die Herzmarkerfreisetzung zu Beginn der Reperfusion vergleicht. Diese Ergebnisse rechtfertigen weitergehende Versuche in in vivo Modellen zur umfassenderen Charakterisierung der neuen Lösung, die als Basislösung zur Zugabe weiterer protektiver Substanzen vorgesehen ist.



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