Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Defibrillatorsonden-Endokarditis, sekundäre hämatogene Spätinfektion durch Streptococcus bovis. Erfolgreiche konservative Therapie.
M. Müller1, D. Zenker2, F. Schöndube2
1, Oberweser, BusinessLogic.Land; 2Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Herzzentrum der Universität Göttingen, Göttingen;
Anamnese: 75-jähriger Patient mit septischem Fieber und schweren Allgemeinsymptomen wie starker Übelkeit, Schweißausbrüchen, Kältegefühl, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Myalgie und Arthralgie. ICD-Implantation vor 22 Monaten. Borreliose und Adenocarcinom der Lunge in der Vorgeschichte. Diagnostik: Röntgen-Thorax ohne pneumonische Infiltrate, kein Tu-Rezidiv. Sono-Abdomen unauffällig mit normal großer Milz. Lumbalpunktion o.B., Borreliose-Titer mit Ausschluß einer Spätmanifestation. TTE und TEE ohne Nachweis endokarditischer Läsionen. In insgesamt 4 Blutkulturen Nachweis von Streptococcus bovis (Group D,  nonenterococcus). Wiederholte TEE 14 Tage später mit Nachweis einer flottierenden Vegetation (11x 6 mm) auf der ICD-Elektrode in Höhe des mittleren Vorhofes. Klinischer Verlauf: Bei stabilem Patienten Beginn einer kalkulierten Therapie mit Ceftriaxon in Kombination mit Gentamicin am 7. stationären Tag. Vollständige und bleibende Fieberfreiheit 3 Tage danach. Der Keim erwies sich im Antibiogramm als empfindlich auf Ceftriaxon und Rifampicin, sowie resistent gegen Gentamicin. Nach 2 Wochen Abfall des CRP von 79,1 auf 35,6 mg/l. Anschließend bei Dokumentation der Vegetation Ersatz von Gentamicin durch das niedermolekulare Rifampicin. Fortsetzung dieser Medikation über 4 Wochen, darunter Abfall des CRP auf 10,2 mg/l. Eine erneute TEE konnte keine Vegetation mehr nachweisen. Bis auf Inappetenz beschwerdefreier Patient, es folgt die Entlassung. Ambulante Fortsetzung einer oralen Antibiose mit Rifampicin  (3 x 300 mg) und Cefpodoxim (3 x 100 mg) über 3 Monate. CRP in dieser Zeit zwischen 6,0 und 1,2 mg/l (Normalwerte). Danach Beendigung der Antibiotikabehandlung. In der bisherigen Nachbeobachtung über 4 Monate weiterhin normales CRP, sowie Fieberfreiheit. Klinisch ist der Patient vollständig genesen. Zusammenfassung: Konservativ medikamentös erfolgreich therapierte Defibrillatorsonden-Endokarditis unter Belassung der Elektrode. Schlußfolgerung: In Einzelfällen kann von der grundsätzlichen Empfehlung der Entfernung des gesamten Fremdmaterials abgewichen werden. Detaillierte Untersuchungen, die anhand bestimmter Prädiktoren (z.B. Größe und Lokalisation der Vegetation, Erregerspezies, Penetrationsvermögen der eingesetzten Antibiotika, zeitlicher Abstand zur Implantation) primär ein konservatives Vorgehen präferieren würden, stehen jedoch noch nicht zur Verfügung. Desweiteren  fehlen größere Studien, die Antwort darauf geben könnten, wielange die konservativ Behandelten rezidivfrei bleiben. Bei zunächst negativer TEE und weiter bestehendem klinischem Verdacht auf Endokarditis, muß diese nach 7 bis 14 Tagen wiederholt werden.                                                                                                          

http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P442.htm