Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Geschlechtsspezifische Unterschiede in Hospitalmortalität, Komplikationsrate, Ressourcenaufwand und Verweildauer bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom: Ergebnisse des Esslinger Koronarregisters.
C. Bollinger1, B. Schwenk1, C. Bollinger1, U.S. Ganschow1, A. Schneider1, M. Leschke1
1Med. Klinik/Kardiologie, Städtische Kliniken Esslingen, Esslingen;

In Studien und Registern wird wiederholt berichtet, dass weibliche Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) eine höhere Hospitalmortalität als männliche Patienten mit ACS aufweisen.
Wir untersuchten anhand des Esslinger Koronarregisters, in dem 736 Patienten mit ACS jeweils aus dem 4. Quartal von 2001 bis 2004 eingeschlossen wurden, nicht nur inwieweit sich männliche und weibliche Patienten in Bezug auf die Hospitalmortalität unterschieden, sondern auch welche Unterschiede sich bezüglich Komplikationen, Ressourcenaufwand und Verweildauer ergaben.

Alle 736 Patienten mit ACS wurden einer katheter-interventionellen Diagnostik und sofern nötig einer interventionellen Therapie mittels PTCA und Stentimplantation zugeführt.

30,7% der ACS-Patienten waren Frauen. Das durchschnittliche Alter lag bei den Frauen mit 69,7 Jahren höher als bei den Männern mit 62,4 Jahren. Unter den Frauen war der Anteil der Typ 2-Diabetiker mit 36% deutlich höher als bei den Männern mit 27%.

Die Hospitalmortalität lag bei den Frauen mit 4,9% höher als bei den Männern mit 2,5%. Bei Frauen mit Diabetes mellitus lag die Hospitalmortalität bei 6,6%, bei männlichen Diabetikern bei 3,9%. Frauen wurden mit 4,8% auch deutlich häufiger einer chirurgischen Myokard-Revaskularisation zugeführt als Männer mit 3,2%.

Die Rate aller dokumentierten postinterventionellen Komplikationen, wie Gefäßdissektionen, transfusionspflichtigen Blutungen, Aneurysmata spuria und operativen Leistenrevisionen, war bei Frauen mit 9,3% höher als bei Männern mit 4,4%.

Der Ressourcenaufwand (Kosten für Katheter, Drähte, Stents und GP IIB/IIIA-Rezeptor-Antagonist) aller invasiv untersuchten Patienten mit ACS betrug bei Frauen 722€, aufgrund einer geringeren Interventionsfrequenz, und bei Männern 804€. Bei allen Patienten mit ACS, die nicht nur invasiv untersucht, sondern auch interventionell mit PTCA und Stentimplantation versorgt wurden, lag der Kostenunterschied noch bei 931€ bei den Frauen gegenüber 949€ bei den Männern.

Die Verweildauer lag bei Frauen mit durchschnittlich 9,9 Tagen höher als bei Männern mit durchschnittlich 7,7 Tagen.

Fazit: Frauen mit ACS und insbesondere Frauen mit ACS und Diabetes mellitus Typ 2 wiesen gegenüber Männern eine höhere Mortalität und ein höheres periinterventionelles Komplikationsrisiko auf.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P470.htm