Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Bedeutung verschiedener testpsychologischer Verfahren vor diagnostischer Koronarangiographie bei Patienten mit unklarem Brustschmerz
H. Lange1, M. Pasalary1
1Herzzentrum Bremen, Kardiologische Praxis am Klinikum Links der Weser, Bremen, BusinessLogic.Land;

Psychosozialer Stress gilt inzwischen als ein anerkannter Risikofaktor für die Entwicklung einer KHK.Testpsychologische Verfahren zur Diagnose von Angst/Depression (HADS) oder einer Typ D-Persönlichkeit (DS-14) gewinnen deshalb zunehmend an Bedeutung in der kardiologischen Diagnostik. Ziel unserer Untersuchung war es herauszufinden, ob testpsychologische Verfahren vor diagnostischer Koronarographie zur Diagnostik unklarer Brustschmerzen beitragen können.

236 Patienten ohne KHK-Vorgeschichte (60% männlich, mittl.Alter 61 J.) mit unklaren Brustschmerzen oder Dyspnoe wurden vor Herzkatheteruntersuchung mittels HADS und DS-14 auf Angst/Depression bzw. TypD-Persönlichkeit getestet.

Ergebnisse: 76 (37%) Pat. mit normalem Koronarbefund wiesen einen (statistisch grenzwertig signifikant) höheren Angstwert (AW) und Depressionswert (DW) auf als 160 Pat. mit angiographisch gesicherter KHK (Stenosegrad>30%): AW 7,9 vs. 7,3; DW 5,5 vs. 4,9; p< 0,08. Die Ergebnisse des DS-14 waren ebenfalls (statistisch allerdings nicht signifikant) höher bei Patienten ohne KHK: neg.Affektivität(NA):11,7 vs. 10,8; soziale Inhibition(SI): 9,6 vs. 8,9;  p=NS). Bei der Berechnung der odds-ratio für das Vorliegen eines normalen Koronarbefundes erwies sich der HADS dem DS-14 überlegen: OR des HADS für normalen Koronarbefund bei pathol. AW: 1,27 (p<0,06), pathol. DW: 1,61 (p<0,01), bzw. doppelt pathol. HADS: 1,56 (p<0,01). Die OR´s des DS-14 für einen normalen Koronarbefund waren bei pathol. NA: 0,97, pathol. SI: 1,06 und doppelt pathol. DS-14:0.98 (p=NS). Pat. mit hämodynamisch nicht-signifikanter KHK und Stenosen>70% zeigten keine Unterschiede in den Ergebnissen des HADS bzw. DS-14.

Die Ergebnisse zeigen, dass bei Pat. mit unklarem Brustschmerz und normalem Koronarbefund signifikant häufiger pathologische HADS-Werte vorhanden sind. Pathologische HADS-Werte haben somit in diesem Patientenkollektiv paradoxerweise die Bedeutung eines negativen Risikofaktor für das Vorliegen einer KHK. Der DS-14 eignet sich für diese Fragestellung nicht als screening-Test. Der HADS kann vor Entscheidung zur Koronarangiographie wertvolle diagnostische Hinweise auf das Vorliegen einer psychosomatischen Genese der Symptomatik liefern.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P476.htm