Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Therapie des Akuten Koronarsydroms (ACS) über die A. radialis.
A. Hempel1
1II. Medizinische Klinik, Krankenhaus Dresden Friedrichstadt, Dresden;

Hintergrund: 
Die Nutzung der A. radialis führt zu einer deutlichen Senkung lokaler vaskulärer Komplika­tio­nen, insbesondere von Blutungskomplikationen unter intensivierter gerinnungs­hemmender Therapie. Weder Sondierungsprobleme in der Akutsituation, postinterventionelle Gefäßverschlüsse, atypisch verlaufende oder spastische Gefäße noch verlängerte Untersuchungs- und Durchleuchtungszeiten stehen für den erfahrenen Untersucher einer routinemäßigen Nut­zung der A. radialis in Notfallsituationen entgegen.


Patientengut und Methodik
: 
Seit 1999 wurden 2877 Notfalluntersuchungen von Patienten mit ACS, von der A. radialis sinistra oder dextra aus (6F-Schleuse) durchgeführt. 52% der Patienten konnten nach 7 ± 4 Mo­na­ten nach­un­ter­sucht werden.


Ergebnisse
:
Die Rekanalisation des Infarktgefäßes gelang in 98.6%. Verschlüsse der A. radialis wurden bei  < 2% der nachuntersuchten Patienten beobachtet. Insgesamt 29 IABP wurden zusätzlich über die A. femoralis implantiert. Ope­ra­ti­ve Revisionen der A. radialis waren bei keinem der Patienten notwendig. Lokale Blutungen traten - trotz Ein­satz von GpIIb/IIIa-Antagonisten - nur bei 15 Patienten auf (0.5%). Bei 16 Patienten musste wegen Zungangs­pro­blemen auf die jeweils andere Seite (0.5%), bei weiteren 4 Patienten auf die A. femoralis gewechselt werden (0.1%). Die Eingriffszeiten lagen im Mittel 0.3 min (Diagnostik + PTCA) über denen des A. femoralis-Zu­gangs, die DL-Zeiten unterschieden sich nicht signifikant. Die einfache Anlage des Druckverbandes führte insgesamt zu einer Verkürzung der Untersuchungszeit. Kis­sing-Ballon-PTCA, Stentimplantationen (bis 6mm-Stents der neuesten Generation), IVUS, Protek­tions­sy­ste­me sowie Thrombenextraktionssysteme (X-Sizer) wurden ohne Einschränkung mit den 6F-Führungskathetern (.070) durchgeführt werden. Von allen nachuntersuchten Patienten bevorzugten 98% erneut den Zugang über die A. radialis.


Zusammenfassung
:
Die A. radialis ist bei ACS für den Patienten und Untersucher ein besonders sicherer und einfacher Zugang. Die Komplikationsrate bleibt trotz des Einsatzes gerinnungshemmender Pharmaka sehr ge­ring. Die Untersuchungszeiten für den erfahrenen Untersucher bleiben unverändert. Die Nutzung von 6F-Füh­rungskathetern eröffnet die Möglichkeit, alle differentialtherapeutisch für das ACS relevanten Verfahren einzu­setzen.

 

 


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P497.htm