Hintergrund:
Die Nutzung der A. radialis führt zu einer deutlichen Senkung lokaler vaskulärer Komplikationen, insbesondere von Blutungskomplikationen unter intensivierter gerinnungshemmender Therapie. Weder Sondierungsprobleme in der Akutsituation, postinterventionelle Gefäßverschlüsse, atypisch verlaufende oder spastische Gefäße noch verlängerte Untersuchungs- und Durchleuchtungszeiten stehen für den erfahrenen Untersucher einer routinemäßigen Nutzung der A. radialis in Notfallsituationen entgegen.
Patientengut und Methodik:
Seit 1999 wurden 2877 Notfalluntersuchungen von Patienten mit ACS, von der A. radialis sinistra oder dextra aus (6F-Schleuse) durchgeführt. 52% der Patienten konnten nach 7 ± 4 Monaten nachuntersucht werden.
Ergebnisse:
Die Rekanalisation des Infarktgefäßes gelang in 98.6%. Verschlüsse der A. radialis wurden bei < 2% der nachuntersuchten Patienten beobachtet. Insgesamt 29 IABP wurden zusätzlich über die A. femoralis implantiert. Operative Revisionen der A. radialis waren bei keinem der Patienten notwendig. Lokale Blutungen traten - trotz Einsatz von GpIIb/IIIa-Antagonisten - nur bei 15 Patienten auf (0.5%). Bei 16 Patienten musste wegen Zungangsproblemen auf die jeweils andere Seite (0.5%), bei weiteren 4 Patienten auf die A. femoralis gewechselt werden (0.1%). Die Eingriffszeiten lagen im Mittel 0.3 min (Diagnostik + PTCA) über denen des A. femoralis-Zugangs, die DL-Zeiten unterschieden sich nicht signifikant. Die einfache Anlage des Druckverbandes führte insgesamt zu einer Verkürzung der Untersuchungszeit. Kissing-Ballon-PTCA, Stentimplantationen (bis 6mm-Stents der neuesten Generation), IVUS, Protektionssysteme sowie Thrombenextraktionssysteme (X-Sizer) wurden ohne Einschränkung mit den 6F-Führungskathetern (.070) durchgeführt werden. Von allen nachuntersuchten Patienten bevorzugten 98% erneut den Zugang über die A. radialis.
Zusammenfassung:
Die A. radialis ist bei ACS für den Patienten und Untersucher ein besonders sicherer und einfacher Zugang. Die Komplikationsrate bleibt trotz des Einsatzes gerinnungshemmender Pharmaka sehr gering. Die Untersuchungszeiten für den erfahrenen Untersucher bleiben unverändert. Die Nutzung von 6F-Führungskathetern eröffnet die Möglichkeit, alle differentialtherapeutisch für das ACS relevanten Verfahren einzusetzen.