Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Prävalenz und prognostische Bedeutung des metabolischen Syndroms bei Patienten mit interventionsbedürftiger koronarer Herzerkrankung:
5-Jahres Ergebnisse einer Kohortenstudie
L.-Ch Harland1, A. Kaiser1, B. Nagel2, A. Buhr2, H. Schunkert1, R. Hoffmann2, P.W. Radke1
1Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck; 2Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Aachen, Aachen;

Einleitung: Das metabolische Syndrom (MS) wird als potentieller Risikofaktor der Atherogenese angesehen. Der Stellenwert des MS hinsichtlich seines Risikopotentials für kardiale Ereignisse bei Patienten mit bekannter koronarer Herzerkrankung ist jedoch unklar. Ziel dieser prospektiven Untersuchung war es, die Prävalenz sowie die prognostische Bedeutung des metabolischen Syndroms bei Patienten mit interventionsbedürftiger koronarer Herzerkrankung und perkutaner Intervention zu evaluieren.

Methoden: Es wurden insgesamt 427 konsekutive Patienten, bei denen eine erfolgreiche perkutane koronare Intervention (95% Stentimplantation) durchgeführt wurde, in die Untersuchung eingeschlossen. Diabetes mellitus wurde nach den ADA Kriterien (American Diabetes Association) definiert, ein MS nach den Kriterien des AACE (American Association of Clinical Endocrinologists). Bei allen Patienten wurde 5 Jahre nach Intervention das Auftreten kardiozerebraler Ereignisse (MACCE°: Tod, Myokardinfarkt, Bypass-OP,  Apoplex, erneute PTCA) dokumentiert (s. Tabelle 1).

Ergebnisse: Insgesamt waren 90 (21 %) Patienten diabetisch, 192 (45 %) Patienten hatten ein MS und 145 (34 %) Patienten zeigten einen normalen Glukosestoffwechsel. Die MACCE-Ereignisraten betrugen für Patienten mit a) DM 41%, b) MS 35% und c) ohne Glukoseutilisationsstörung 30%.

Diskussion: Ein MS findet sich häufig bei Patienten mit bekannter KHK und Indikation zur perkutanen koronaren Intervention. Patienten mit MS zeigen eine höhere Restenoserate sowie eine höhere 5-Jahres MACCE-Ereignisrate, als Patienten ohne Glukoseutilisationsstörung. Die MS Definition der AACE erlaubt die Identifizierung einer Patientengruppe mit einem intermediären Risikoprofil und erfordert daher hinsichtlich der Sekundärprophylaxe besondere Aufmerksamkeit.

Tab.1: MACCE-Ereignisraten

 5-Jahres Follow-Up Diabetes mellitus (n=90) Metabolisches Syndrom (n=192)Ohne Glucose-utilisationsstörung (n=145)
MACCE° 41% 35% 30%
Tod 19% 11% 11%
Myokardinfarkt 10% 9% 10%
Bypass-OP 3% 6% 2%
Apoplex 6% 4% 2%
erneute PTCA † 20% 17% 15%
° Major Adverse Cardiac and/or Cerebral Event      †  erneute PTCA definiert als Reintervention im 5 Jahres Follow-Up


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P95.htm