Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Konsequentes Risikofaktorenmanagement und Umsetzung leitliniengerechter Therapie zur Prognoseverbesserung bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit

R. Reibis1, C. Dovifat2, K. Stolze2, H. Behr3, K. Wegscheider4, K. Bestehorn5, H. Benecke5, H. Völler2
1Kardiologie, Klinik am See Rüdersdorf, Rüdersdorf, BusinessLogic.Land; 2Abteilung Kardiologie, Klinik am See, Fachklinik für Innere Medizin, Rüdersdorf; 3Bernau-Waldsiedlung, Brandenburgklinik, Bernau b. Berlin; 4Universität Hamburg, Institut für Statistik und Ökonometrie, Hamburg; 5MSD Sharp & Dohme, Haar;
Während umfangreiche Risikoscores zur Primärprophylaxe kardiovaskulärer Erkrankungen vorliegen, sind prognostische Parameter für Patienten (Pat.) nach kardiovaskulären Ereignissen unzureichend identifiziert.

Methode: Von 04/2003 – 12/2003 wurden 633 Pat. (73% Männer, 58,4 ± 11 Jahre) im Rahmen einer kardiologischen Rehabilitation (AHB) nach akutem kardialen Ereignis erfasst. 58% der Pat. wurden im Vorfeld einer PCI, 42% einer Bypassoperation unterzogen. Neben der Familienanamnese auf vorzeitige kardiovaskuläre Ereignisse wurden die konventionellen Risikofaktoren Rauchen, arterieller Hypertonus, Dyslipoproteinämie und Diabetes mellitus sowie additiv die erweiterten Risikomarker Lipoprotein (a), Homocystein und pathologische Glucosetoleranz dokumentiert. Der Nüchternglucosewert sowie die Lipidparameter wurden neben dem Blutdruck sowie der Medikation zur Aufnahme und zur Entlassung aus der AHB erfasst. Die Pat. wurden mittels eines standardisierten Fragebogens nachbeobachtet. Als kombinierter Endpunkt wurde die Rehospitalisierung aufgrund eines akuten Myokardinfarktes, eines ischämischen Insultes, einer Bypass-OP oder einer Aggravierung der Herzinsuffizienz definiert.

Ergebnisse: 98,9% aller Pat. wurden zur Entlassung mit Statinen, 97,4% mit Betablockern, 85,2% mit ACE-Hemmern/AT1-Rezeptorantagonisten sowie 91,3% mit ASS versorgt. Während eines follow-up von 210 ± 23 Tagen verstarben 6 Pat. (9,4%). 101 Pat. (15,9%) wurden aufgrund des kombinierten Endpunktes rehospitalisiert. Mittels multivariater Regressionsanalyse wurden 4 prognostische Indikatoren für die Gesamtmortalität identifiziert: Vorhandensein einer Dyslipidämie (9,5% vs. 0,8%, p<0,001), LDL-Cholesterol <100 mg/dl vs. >100 mg/dl (1% vs. 1,5%, p=0,019), die Einnahme von Aspirin (0,8% mit vs. 4,7% ohne Aspirin, p<0,001) und Betablockern (0,7% mit vs. 11,9% ohne Betablocker, p=0,013). Hinsichtlich des kombinierten Endpunktes waren eine bereits erfolgte Bypass-OP (10,6% vs. 24,6%, p<0,01), ein Nüchternglucosewert < 100 mg/dl (15,2% vs. 23,8%, p<0,01) sowie ein Gesamtcholesterol < 190 mg/dl (17,7% vs. 27,6%; p=0,045) zur Entlassung von der AHB mit einer geringeren Ereignisrate assoziiert.

Schlussfolgerung: Das Erreichen der Zielwerte für die modifizierbaren Risikofaktoren, speziell der Nüchternglucosewert und Lipidparameter, einhergehend mit der konsequenten Durchsetzung einer leitliniengerechten Therapie zeigen eine positive Korrelation zu einem verlängerten ereignisfreien Überleben bei Pat. mit koronarer Herzkrankheit.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P98.htm